DÜGIDA – AfD Mitglied Alexander Heumann organisiert Demo in Düsseldorf gegen die „Islamisierung des Abendlandes“

AfD-Mann Alexander Heumann als Redner bei der HoGeSa-Demo

Alexander Heumann (AfD) als Redner bei der HoGeSa-Demo, Foto: Screenshot Youtube

Die Gruppierung „Düsseldorf gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (DÜGIDA) will heute gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes in Düsseldorf vor dem Landtag demonstrieren und anschliessend mit einem Schweigemarsch den Rhein entlang laufen. Als Hauptredner wird der Düsseldorfer Rechtsanwalt und AfD-Mitglied Alexander Heumann auftreten – er organisierte die islamophobe Demonstration. Heumann ist keine AfD-Randfigur, er kandidierte im Oktober zum stellvertretenden Landessprecher der NRW-Landespartei. Die Veranstalter, die den „Patrioten Europas gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) nahestehen, bemühen sich im Vorfeld darum, sich von Rechtsextremisten zu distanzieren. Bei ihnen seien – im Gegensatz zu den Hooligandemos – rechtsradikale Parolen oder Symbole nicht geduldet. Dennoch mobilisieren sowohl die NPD als auch „Die Rechte“ im Internet zu der anti-islamischen Demo. Zufall? Eher nicht. Es lohnt sich einmal mehr, den Blick auf die Frage zu werfen, warum Veranstaltungen von AfD-Mitgliedern inhaltlich so mühelos an das rechtsextreme Spektrum andocken können.

Die jetzige Distanzierungen Heumanns von den Hooligans sind unglaubwürdig. Vor gerade mal drei Wochen hielt Heumann bei der HoGeSa-Demo eine Verbrüderungs-Rede. Er begann mit den Worten: „Hier vor Euch stehen zu dürfen ist ein tolles Gefühl – soviel Freunde Deutschland hier versammelt zu sehen.“

Danach folgte eine Rede gegen die „Zwangsislamisierung“, über die „Scheissangst, dass die Islamisten uns die Meinungsfreiheit wegnehmen“ ergänzt durch die üblichen Seitenhiebe gegen die „Hassmedien“. Am Ende übte er den engen Schulterschluss mit Rechten und Hooligans: Er sprach ihnen eine bemerkenswerte Rolle in der Weltgeschichte zu: Die HoGeSa würden in Zukunft diejenigen sein, die die Freiheit aller gerettet haben und den Untergang der Welt, wie wir sie heute kennen, abwendet haben. Begeistert ruft er den Demonstranten zu: „Das werdet ihr sein!“ Die Abendlandretter antworten mit „A-Hu, A-Hu, A-Huuuu!“

Die Retter des Abendlandes von der Patriotischen Plattform, Screenshot facebook

Die Retter des Abendlandes von der Patriotischen Plattform, Screenshot facebook

Heumann nutzte die Gelegenheit auch, um Werbung für seinen außerparlamentarischen „Untersuchungsausschuss“ APU 26/10 zu machen, der die gewalttätigen Ausschreitungen der HoGeSa in Köln im Oktober relativieren soll. Heumann kündigt an: „Wir werden die Inszenierungen der Mächte in Staat und Medien mit dem Skalpell sezieren.“ Seine Co-Sprecherin in dem Pseudo-Ausschuss ist Conny Meier, Bundesgeschäftsführerin der Bürgerbewegung Pax Europa e.V. (BPE). Die Gruppierung wird im bayrischen Verfassungsschutzbericht unter „Verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit” erwähnt.

Diese Arbeitsgemeinschaft von Heumann ist nicht verwunderlich, er ist Sprecher der „Patriotischen Plattform (PP)“ in NRW, einem Zusammenschluss von Mitgliedern der AfD, der den Rechtsaußen-Flügel der AfD vertritt. Bei dem Gründungstreffen an einem geheim gehaltenen Ort wurde das gemeinsame Ziel festgelegt, „dass Deutschland gegen alle Versuche des Herausbildens einer multikulturellen Gesellschaft seine Sprache und Kultur“ erhalten werden soll. Mit diesem Credo bekommt man an jedem NPD-Stammtisch größtmögliche Zustimmung. Die PP möchte zwar an dem Sozialstaat festhalten, sieht ihn aber „vor allem aber durch massenhafte Einwanderung in die Sozialsysteme“ zunehmend in Frage gestellt. Da wären sie sich mit der Partei „Die Rechte“ einig.

Die Geister die man rief, wird man nicht so leicht los

Angesichts der politischen Ausrichtung der Demonstration erstaunt wenig, dass die NPD ihre Mitglieder mobilisiert, um heute Seit‘ an Seit‘ mit den AfD-Mitgliedern der patriotischen Plattform zu marschieren. Aktivisten aus den NPD-Kreisverbänden wollen den Protest „begleiten“. Auch die rechtsextreme Partei „Die Rechte“ ruft im Internet dazu auf, zur Anti-Islam-Demo nach Düsseldorf zu fahren. Parolen dürfen die Nazis allerdings nicht rufen, das haben die Veranstalter im Vorfeld untersagt. Ob sich jedoch Rechtsextremisten wie Dennis Giemsch und Michael Brück durch Herrn Heumann den Mund verbieten und zum Schweigen verdonnern lassen? Folgen den Aufrufen in den sozialen Netzwerken genug Rechtsextremisten, könnte es für die AfDler unter Umständen jenseits der bratwurst-kompatiblen Rhetorik von Herrn Heumann doch noch ungemütlich unbürgerlich werden.

Tanja Festerling (AfD) und die friedlich bewaffnete HoGeSa

Sollte heute die Situation kippen und unfriedlich werden, hilft vielleicht AfD-Fachfrau Tanja Festerling, die Lage vor Ort einzuschätzen. Sie ist Mitglied in Heumanns „Patriotischer Plattform“ und jubelte vor kurzem auf ihrer facebook-Seite „ -… so war’s in Hannover! Die links-grüne Gegendemonstration provoziert, die HoGeSa deeskaliert!“

HoGeSa-Fan Tajana Festerling (AfD)

HoGeSa-Fan Tajana Festerling (AfD)

Am letzten Sonntag schien das Interesse an Deeskalation der HoGeSa nicht ganz so groß zu sein, die Polizei fand bei ihnen, wie die Kölner Polizei mitteilte, Messer, Teleskopschlagstöcke, Quarzsandhandschuhe, Mundschutz, Pfefferspray und Rauchtöpfe. Dennoch lässt Festerling ihrer Sympathie für die verschiedenen Le-Ka-Ho- und sonstwas Ge-Sas freien Lauf. Das handelte ihr in der Vergangenheit bereits den Versuch eines Parteiausschlussverfahrens ein. Das hindert sie aber nicht daran, ihren facebook-post zur parteiinternen Pediga-Diskussion mit „Nein, Lucke muss weg!“ enden zu lassen. Interessant, die Selbstzerlegung der AfD wäre tatsächlich eine echte Alternative für Deutschland.

Denn die Quer-Verbindungen sind unangenehm: Für die Heumann-Veranstaltung wird auch auf dem islamfeindlichen Blog PI News (Politically Incorrect) ordentlich getrommelt – kein Wunder, hat man doch ein gemeinsames Anliegen. Auf PI-News darf auch die islamfeindliche German Defense League ihre Anzeige schalten – man ist also unter sich. BPE-Mitglied Heumann kämpft darum, dass „die Ausbreitung islamischer Herrschaftskultur in Europa“ verhindert wird, einer der BPE-Landesverbände arbeitet mit Unterstützung von PI-Gruppen – der Kreis schliesst sich auch hier.

Mit den Rechten anderer Menschen nimmt es Rechtsanwalt Heumann nicht so genau. Auf seiner facebook-Seite teilt er einen Link, der dazu auffordert: „Es ist ganz wichtig mit eigenen Handys alle Übergriffe der Linken zu dokumentieren und dann ins Netz zu stellen“. Das Internet als Privatfahndungsinstrument? Der Rechtsanwalt, der sich gerne als Robin Hood der Kindern und Vätern darstellt, teilt, was schon lange rechtsextreme Praxis ist: Die Anti-Antifa outet Gegendemonstranten, indem sie Fotoaufnahmen von ihnen zum Zweck der Einschüchterung ins Internet stellt.

Auf seinem Blog ‚heumanns-brille‘ geht es auch sonst schon mal „richtig zur Sache“, denn er sieht sich als Alternative zu den „Mainstream- und Systemmedien“. Die Heumannbrille sorgt allerdings nicht für den notwendigen Durchblick. Mal jammert er darüber, dass der Antifaschismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. Dann belobhudelt er in einer Rezension das Buch von Sebastian Maaß – die dem Buch zugrunde liegende Dissertation des Autors zur Geschichte der Neuen Rechten wurde wegen „unwissenschaftlicher rechtsextremer Apologetik“ nicht zur Promotion zugelassen. Die rechtsextreme National-Zeitung (NZ) sprang Maaß damals eilfertig zur Hilfe. Gerhard Frey jun., der in der Verlagsleitungtätig ist, kennt sich als Hobbyhistoriker und Autor der NZ im Genre ‚unwissenschaftliche und geschichtsrevisionistische Publikationen‘ bestens aus.

Noch ein Schulterschluss: Querfrontler Jürgen Elsässer

Elsässer-Fan Alexander Heuman (AfD), Screesho facebook

Elsässer-Fan Alexander Heuman (AfD), Screesho facebook

Und auch einen alten Bekannten aus der Reihe der rechtslastigen Verschwörungstheoretiker bejubelt Heumann: Das Compact-Magazin sieht er als „sich mutig vom Mainstream abhebenden Periodikum“ an und erklärt, dass sein Meinungskumpel Jürgen Elsässer einer neuen demokratischen Rechten angehöre …. “obzwar – oder gerade weil – Elsässer stets dafür plädiert, politische Orientierungsraster wie ´links´ oder ´rechts´ als überholt zu betrachten.“ Und auch an anderer Stelle gibt er der Querfront-Idee recht: „Schluß mit der Spaltung! Wir lassen uns nicht mehr auseinanderdividieren! ALLE demokratisch gesinnten PATRIOTEN sind willkommen! Egal ob ´links´ oder ´rechts´, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion, alles klar? Hauptsache, sie stehen mit uns gemeinsam auf für Deutschland!“

Das Credo der Querfrontler scheint bei Teilen der AfD auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Vielleicht macht sich Alexander Heumann ja auf den Weg nach Witten zum 1. Wissenskongress, dort kann er den „mutigen Elsässer“ live erleben.

Pegida – kluge Annäherung an den Islam?

In einem Artikel der Patriotischen Plattform heisst es: „Mit Hogesa verbindet Pegida das Thema Islam, nähert sich ihm aber ungleich klüger.“ Die Distanzierungsversuche zu den HoGeSa und die bessere Verpackung der Inhalte mag aus AfD-Sicht tatsächlich „klüger“ sein, um das eigene bürgerlich-rechte Wählerspektrum nicht zu verschrecken. An den gemeinsamen politischen Zielen und der Diskreditierung der Mehrheit der friedlich in Deutschland lebenden Menschen islamischen Glaubens, ändert das nichts. Die DÜGIDA will nun in der Tradition der Montagsdemos, die von Querfrontlern unterwandert sind, in den nächsten Wochen in Düsseldorf „spazieren gehen“. Das sollte man weiter im Auge behalten. Gefährlich für eine tolerante und freiheitliche Gesellschaft sind die sich bürgerlich gebenden geistigen Brandstifter und rechten Biedermänner.

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