Kategorie-Archiv: Kultur

»Seid umschlungen!« – Neuer Ruhrtriennale-Intendant Johan Simons über Demokratie, Kunst und Theater für Menschen

Johan_Simons_Portraet_rgbHeute stellt Johan Simons, neuer Intendant der Ruhrtriennale, das Programm des Festivals der Künste 2015 vor. Höchste Zeit, sich einmal mit dem niederländischen Regisseur über Theater, Politik und über das Ruhrgebiet zu unterhalten. Simons wurde letztes Jahr mit einem der wichtigsten künstlerischen Auszeichnungen der Niederlande, dem „Kulturfonds Preis“ ausgezeichnet. Er blickt auf eine erfolgreiche Zeit an den Münchner Kammerspielen zurück, wo er im Dezember „Offener Prozess – Vier Tage zum NSU-Komplex“ zeigte. Simons ist nicht nur ein großer Theatermacher, sondern zeigt, dass Kunst nicht ohne gesellschaftlichen Zusammenhang möglich ist und unmittelbar aktuelle Ereignisse verhandelt.

Ulrike Märkel: Sie haben seit vielen Jahren einen guten Draht zum Ruhrgebiet. Und auch die Ruhrtriennale ist Ihnen von vergangenen Inszenierungen bekannt.

Johan Simons: Das stimmt, ich habe hier schon viel gemacht. Und ich wurde schon einmal gefragt, ob ich nicht die Intendanz übernehmen möchte, aber damals habe ich mich für München entschieden. Nachdem ich ein Theater in Gent geleitet hatte, wollte ich an einem anderen bedeutenden Stadttheater mit einem großen Ensemble arbeiten. Jetzt ist der Zeitpunkt für einen Wechsel richtig, zumal ich auch näher bei meiner Familie leben möchte. Da kam das Angebot der Ruhrtriennale, die Intendanz zu übernehmen, genau im richtigen Moment.

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Jugendstil-Ausstellung: Im Rausch der Schönheit

Jugenstil

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zeigt vom 9. Dezember 2018 bis zum 23. Juni 2019 die Ausstellung „Rausch der Schönheit. Die Kunst des Jugendstils“. In sechs Kapiteln erzählen die Kuratorinnen Dr. Gisela Framke und Gabrielle Koller die Geschichte der Jugendstil-Bewegung. Fast 1000 Exponate haben die beiden zusammengetragen. Internationale Exponate gehören ebenso dazu, wie Einzelstücke aus dem eigenen Museumsdepot. Zu sehen sind Möbel, Vasen, Skulpturen und Bestecke. Zu der umfassenden Auswahl gehört auch Originelles, wie der Schreibtisch mit integrierten Sitz des bekannten Architekten Frank Lloyd Wright. So wird der inhaltliche Bogen von Dortmund bis in die Welt gespannt. Zahlreiche Leihgaben ergänzen den Museumsbestand, wie eine Auswahl handbemalter Gläser aus der Privatsammlung der Hamburgerin Dörte Schröder. Die Ausstellung zeigt Einzelstücke, die bisher noch nie gezeigt worden sind. Dazu gehören neben Farb-Schablonen für japanische Kimonos auch noch nie gezeigte Einzelstücke, wie Teppiche, Porzellanfiguren, Fliesen und Bücher. Ein besonderes Highlight ist das so genannte „Riemschneider-Zimmer“, das in den Dresdner Werkstätten hergestellt wurde. Die Polster wurden für die Ausstellung nach alten Vorlagen neu produziert. Weiterlesen

„Die schwarze Flotte“ und was sie schon immer über Journalismus wissen wollten

DieSchwarzeFlotteWie entstehen spannende Reportagen, investigative Stories, aufwendige Recherchen? Diesen Fragen geht Intendant Kay Voges in dem Stück „Die schwarze Flotte“ nach. Auf großen Schiffen und Tankern werden Waffen, Drogen und Menschen weltweit transportiert. Ob Flüchtlinge aus Syrien, Drogen aus Marokko oder Waffen aus Russland – die Händler des Todes interessiert das nicht. Denn es geht um viel Geld. Dahinter steckt ein Netzwerk aus Kriminellen, Angehörigen der Mafia und möglicherweise auch einigen Regierungen. Wer hinter dem Riesengeschäft steckt, wer die Schattenleute sind und wer das ganz große Geld mit diesem Handel macht, recherchierte CORRECT!V Die Rolle des Journalisten spielt Andreas Beck – als (Proto)typ der schreibende Zunft ist er überzeugend. Er schwitzt, verzweifelt, sinniert, rennt gehetzt hin und her, sammelt Fakten, scrollt durch ewig lange Datenlisten, verbindet kleine Eckpunkte miteinander, verknüpft Informationsbruchstücke und sucht nach Quellen, die verlässlich sind.

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Heisenberg und die Liebe – Premiere mit Burghart Klaußner im Schauspielhaus Düsseldorf

HeisenbergEin Mann und eine Frau treffen aufeinander. Sie ist jung, extrovertiert und impulsiv. Er ist alt, knurrzig und in sich zurückgezogen. Unterschiedlicher können zwei Menschen nicht sein. Sie verlieben sich – Happy End. Was wie die Anleitung für eine gelungene Screwball Komödie klingt, wird in der Inszenierung von Lore Stefanek am Düsseldorfer Schauspielhaus zu einem Theaterstück, das Humor mit emotionaler Tiefe verbindet. Das gelingt vor allem auch deswegen, weil das Stück von Simon Stephens auf der naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Unschärferelation von Heisenberg beruht. Romantisch ist die erste Begegnung von Alex Priest (Burghart Klaußner) und der Kellnerin Georgie (Caroline Peters) wahrlich nicht. Sie begegnen sich auf einem Londoner Bahnhof – einem Ort, wo sich Menschen voneinander verabschieden oder sich nach langer Zeit glücklich in die Arme fallen. Georgie wartet auf ihren verstorbenen Ehemann, Alex auf niemanden. In seinem billigen Polyacryl-Anzug, mit einer weissen Plastiktüte in der Hand, ist er einfach da. Keine Vorlage für einen Helden. Georgie küsst ihn unvermittelt in den Nacken und schämt sich für den impulsiven Überfall auf einen fremden Mann.

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Macht Kunst Politik! – Kultur schaffen in Rotstiftzeiten

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Macht, Kunst und Politik prallen beim Impulse Theater Festival im Rathaus von Düsseldorf aufeinander. In dem temporeichen Veranstaltungsformat, mit dem das Festival der freien Szene eine brisante Diskussion eröffnet, werden Kulturpolitiker aller Parteien auf besondere Weise herausgefordert. Statt langer Reden sollen sie ein knappes Jahr vor den NRW Landtagswahlen in 7-Minuten-Statements ihre kulturpolitischen Ziele formulieren. Ihnen gegenüber sitzen diejenigen, die Kultur schaffen und Kunst auf professionellem Niveau betreiben. Dass Kultur ohne die Förderung der öffentlichen Hand kaum möglich ist, ist an diesem Abend keine besonders neue Erkenntnis. Kulturpolitik wird an diesem Samstag Abend nicht neu verhandelt. Am Ende geht es vor allem um eines – Geld.

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Hartware MedienKunstVerein zeigt „Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands“

HMKV_VigilantenMit der Eröffnung der Ausstellung “Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands“ gelang dem Hartware MedienKunstVerein (HMKV) eine Punktlandung. Aktueller kann ein Kuratorenthema kaum sein, ist doch die Enthüllung der Panama Papers nur wenige Tage alt und das Thema Whistleblowing wieder mit voller Kraft unweigerlich in das gesellschaftliche Bewusstsein gelangt. Die Ausstellung umspannt ein breites und kontroverses Feld zum Widerstand gegen staatliche Überwachung. Die Enthüllungs-Ikone Edward Snowden, die Anonymous-Bewegung und WikiLeaks findet man ebenso wie den norwegischen Massenmörder Breivik oder den Terroristen Unabomber. Cyberpunk, Kryptoanarchismus, Spätkapitalismuskritik, viraler Hass, virtuelle Spionage, Whistleblowing, Internetaktivismus – der digitale Widerstand ist global, umfassend, konträr und streitbar.

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++ next level ++ festival for games ++

Next_Level_Festival4Auf dem next level 2016 – festival for games im NRW Forum in Düsseldorf konnte man an diesem Wochenende seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Auf zwei Etagen wurden an 3D-Druckern kleine Dinosaurier gebaut, beim Matchmaking Profis und Amateure aufeinander losgelassen, man konnte den Spuren von Stanisław Lem folgen und Menschen vor einem gefährlichen intelligenten Ozean retten (oder auch nicht) und im freien Fall echte virtuelle 3D-Welten entdecken. Die Besucher waren nicht nicht in der Mehrheit Nerds mit tiefen Ringen unter den Augen und stay inside Haut. Im Gegenteil, das Publikum war bunt gemischt, gut durchgegendert und altersmäßig zwischen 3 und 63 Jahren. Eines verband alle – Spaß am Spiel. Dass die heterogene Gruppe gut miteinander gut auskam und das Festival sehr kommunikativ war, lag zum einen an der freundlich-lässigen Ignoranz der Twentysomething gegenüber den Menschen, die eine 196 im Geburtsjahr haben, und zum anderen an dem Programm, das von den Organisatoren so hervorragend zusammengestellt war, dass Spaß und Spannung für alle sicher war.

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Kein Held nirgends – „Gilgamesh“ am Schauspielhaus Düsseldorf

GligameschNicht auf einer Bühne, sondern in einer sandgefüllten Manege am Interims-Spielort auf dem Corneliusplatz an der Düsseldorfer Kö inszeniert der zum Spielzeitbeginn von Bochum nach Düsseldorf gewechselte Regisseur Roger Vontobel das alte Epos Gilgamesh. Die älteste überlieferte Sage der Welt wurde vor 5000 Jahren auf Tontafeln in Keilschrift niedergeschrieben. Kann das auf der Bühne des 21. Jahrhundert funktionieren? Der unbarmherzige König meint es nicht gut mit seinem Volk, das zwischen Euphrat und Tigris lebt. Dort wo in unserer Zeit moderne Diktatoren wie Assad herrschen und der IS seine Herrschaftsgebiete immer weiter ausdehnt, ist das Reich von Gilgamesh mit der Hauptstadt Uruk. Sie ist mit einer gigantischen Mauer umschlossen und die Bauwerke sind Ausdruck der königlichen Macht. Der König möchte ruhmvoll in die Geschichte eingehen. „Seine Herrschsucht macht ihn zu Tyrann!“ sagt seine Mutter. Die Untertanen des Herrschers Gilgamesh bewegen sich im harten Rhythmus der Hip Hop-Beats, winden sich, springen hoch, werfen die Arme nach oben. Frauen dienen der Lust, die Huren sollen ihre Scham öffnen. Ungezähmt sind sie, wild paaren sie sich, kämpfen, schlagen Saltos und kriechen dann auf allen Vieren über den Sandboden, ringen miteinander – schlammverschmiert, wühlen eine Grube in den Sand.

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62. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

62. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen; Foto: Ulrike Märkel

Die traditionsreichen Kurzfilmtage Oberhausen zeigen dieses Jahr ein Programm der Superlative: Mehr als 550 Filme aus 55 Ländern sind zu sehen. Vier Jurys wählten ein facettenreiches Programm aus. Über 1.200 akkreditierte Fachbesucher verbrachten das Wochenende an drei Spielorten in Oberhausen – trotz des strahlenden Sommerwetters waren die Kinosäle voll. Im internationalen und deutschen Wettbewerb waren zahlreiche innovative und experimentelle Formate zu sehen. Auf in die Zukunft oder nach uns die Sintflut? Das Thema Veränderung und Fortschritt wurde in vielen Filmen, wie bei Novi Jusni Zagreb über die städtebaulichen Entwicklungen in Zagreb oder der türkischen Kurzfilm Cosmorama von Eren Aksu, kritisch beleuchtet. Die Grand Dame der Filmfestivals zeigte, dass sie noch lange nicht aufs Altenteil gehört. Auch die 62. Ausgabe der Kurzfilmtage Oberhausen wurde ihrem Ruf gerecht, ein wichtiger Szene-Treffpunkt und Fest der Film-Avantgarde zu sein.

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Urban Games: Street Art Bingo!

p1000072_webBei strahlendem Sonnenschein treffen wir uns zum „Urban Gaming“ im Dortmunder Unionsviertel im Gewerbehof. An mehreren Tischen sitzen Menschen die sich nicht kennen, denen aber die Neugierde aus den Augen blitzt. Männer und Frauen, Alte und Junge, Dortmunder und Hamburger – eine bunt gemischte Gruppe. Der Jüngste ist Oke, 24 Jahre und aus Siegen angreist, der Älteste ein Rentner aus Dortmund, der noch nicht ganz sicher ist, ob er bis zum Ende dabei sein wird – und dann doch bis zum Schluss begeistert mitmacht. Alle verbindet ein Ziel: Möglichst viele Kunstwerke auf der Straße zu finden. Daniel Parlow  von den Urbanisten e.V. erklärt uns die Grundregeln des Street Art Bingos, das er selbst entwickelt hat. Er kommt aus der Urban Games Szene und ist Fachmann, wenn um darum geht, das städtische Umfeld neu zu entdecken, das uns zwar täglich umgibt, aber oft nicht mehr im Detail wahrgenommen wird. Schnell finden sich die Gruppen zusammen, die Tischnachbarn ergeben jeweils eine Crew. Wir sind im Jagdfieber – das Spiel kann beginnen.

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Schauspielhaus Dortmund: Der musikalische Leiter Paul Wallfisch sagt „Good Bye!“

LOGO-small-beast-GIRLfinal-art-1_2Das Schauspielhaus Dortmund verabschiedet sich von seinem musikalischen Leiter, Paul Wallfisch. Mit einer zweitätigen Gala feierte der New Yorker Künstler gemeinsam mit dem Dortmunder Ensemble und den Zuschauer seinen Abschied. Neben einer Rede von Schauspielchef Kay Voges gab es rote Rosen, viel Wein und jede Menge Musik. Wallfisch wird vielen in bester Erinnerung bleiben. Nicht nur als Theater-Komponist, sondern auch mit dem wunderbaren Musiksalon „Small Beast“, begeisterte er fünf Jahre lang das Dortmunder Publikum.

Kay Voges sah man den Abschiedskummer an. Er hatte den zwischen Europa und USA pendelnden Musiker Paul Wallfisch – „ein Freund“ – 2010 nach Dortmund geholt. Der Gründer der Kult-Band Botanica, die auch schon am Schauspielhaus Dortmund auftrat, bewegt sich musikalisch zwischen Postpunk, Tom Waits-Sound und hintergründigen Rock. Fast perfekt also für ein Schauspiel, dass seit der Ära Voges immer wieder durch innovative Musik-Schauspiel-Stücke, wie Woyzeck, Republik der Wölfe, Der Meister und Margarita, Elektra oder dem preisgekrönten „Einige Nachrichten aus dem All“ (Wolfram Lotz) für überregionale Aufmerksamkeit sorgte.

Mit Wallfisch zog auch das kleine Veranstaltungsformat zwischen Profi-Gig und Jamsession mit dem Namen „small beast“ von New York nach Dortmund – ein gelungener transatlantischer Kulturaustausch! Er schuf damit nicht nur Spielraum für Experimentelles, sondern es gelang ihm auch musikalische Sternstunden mit Szenegrößen zu entfachen. „Dieses kleine Biest ist eingeschlagen wie eine Bombe – musikalisch höchst interessant wie experimentell und auf Weltniveau!“ schrieb Smag begeistert. In der intimen Club-Atmosphäre waren von der New Wave-Queen Lydia Lunch bis zur britischen Newcomerin Gemma Ray im Laufe der Jahre viele spannende Musiker zu Gast – internationaler Glamour für Dortmund.

Der Freitagabend begann mit einer musikalischen Reise durch die Wallfisch-Evergreens der Zeit am Dortmunder Schauspielhaus. Begleitet wurde er vom stimmstarken Schauspielensemble – vor allem mit der außergewöhnlichen, souligen Stimme von Eva Verena Müller war das „BIG Beast“ ein echter Hörgenuss. Auch die wunderbare Trompete von Martin Wenk (Calexico) spielte sich den Abend hinweg vom Gehörgang direkt und tief – mitten ins Herz.

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Die Jagd nach Bildern: Street Art Bingo

Urban Games; Foto: Ulrike Märkel

Bei strahlendem Sonnenschein treffen wir uns zum „Urban Gaming“ im Dortmunder Unionsviertel im Gewerbehof. An mehreren Tischen sitzen Menschen die sich nicht kennen, denen aber die Neugierde aus den Augen blitzt. Männer und Frauen, Alte und Junge, Dortmunder und Hamburger – eine bunt gemischte Gruppe. Der Jüngste ist Oke, 24 Jahre und aus Siegen angereist, der Älteste ein Rentner aus Dortmund, der noch nicht ganz sicher ist, ob er bis zum Ende dabei sein wird – und dann doch bis zum Schluss begeistert mitmacht. Alle verbindet ein Ziel: Möglichst viele Kunstwerke auf der Straße zu finden.

Daniel Parlow von den Urbanisten e.V. erklärt uns die Grundregeln des Street Art Bingos, das er selbst entwickelt hat. Er kommt aus der Urban Games Szene und ist Fachmann, wenn um darum geht, das städtische Umfeld neu zu entdecken, das uns zwar täglich umgibt, aber oft nicht mehr im Detail wahrgenommen wird. Schnell finden sich die Gruppen zusammen, die Tischnachbarn ergeben jeweils eine Crew. Zwei Stunden haben wir Zeit, zu Fuß drei verschiedene Dortmunder Viertel zu erkunden und dabei möglichst viele Punkte für unser Bingo – eine durchgehende Bilderreihe auf der Spielkarte – zu finden. Wir nehmen unser dickes Kartenbündel mit den Aufgaben, die uns zu den Hot-Spots der Dortmunder Streetart Szene führen sollen und fasst möchte man ein lautes „Reclaim the Streets!“ (Holt euch die Straße zurück)  ausrufen. Wir marschieren auf den Spuren des britischen Streetart Künstlers Banksy und der US-amerikanischen Ikone Shepard Fairey in Richtung Straße und wollen wissen, was die Pott-Artisten mit Markern, Aufklebern, Schablonen, Spraydosen und Pinseln in der Tradition der Urban Art-Helden zustande gebracht haben.
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Flugzeugabsturz Airbus A320 : Letzte Reise für die Kunst, die Freundschaft und den Humor

Von links: Manfred Jockheck, Anke von Kolken, Sabine Jockheck, Axel Kunstmann; Foto: Mengeder Heimatvereine.V.

Manfred Jockheck, Anke von Kolken, Sabine Jockheck, Axel Kunstmann; Foto: Mengeder Heimatverein

72 deutsche Opfer waren in der abgestürzten Airbus A320 Maschine von Germanwings, neben der Schülergruppe und zwei Lehrern aus Haltern vom Joseph-König-Gymnasium und einer Stewardess aus dem Ruhrgebiet, sind auch drei Dortmunder unter den Opfern zu beklagen. Der Dortmunder Künstler Manfred Jockheck war mit seiner Frau Sabine in der Maschine, die über den französischen Alpen abstürzte. Sie hinterlassen drei Kinder. Im NRW-Landtag wurde ein Kondulenzbuch eingerichtet. Wer den nordrhein-westfälischen Opfern und ihren Angehörigen kondulieren möchte, kann sich dort in der Wandelhalle eintragen.

Zu den Opfern gehört auch Manfred Jockheck, 1949 in Dortmund geboren. Er studierte an der FH Dortmund und war im Anschluss als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Objekt- und Raumdesign tätig. Viele haben ihn in guter Erinnerung: „Er war ein echter Individualist. Wir mochten ihn gerne“, sagt eine seiner Studentinnen. Ein anderer ehemaliger Design-Student meint, „eine schreckliche Nachricht. Natürlich ist es vor allem für die Hinterbliebenen schlimm. Gleichzeitig aber rückt dadurch der Absturz noch näher. Es wird einem bewusst, dass so ein Flugzeugabsturz jeden von uns oder einen nahem Menschen treffen kann. Es ist wie eine Los-Trommel, aus der jederzeit das eigene Los gezogen werden kann.”

Neben seiner beruflichen Arbeit als Dozent und freier Künstler ist die Liste der Ehrenämter von Manfred Jockheck lang. Er war Vorsitzender der IG Mengeder Heimatwald e.V., künstlerischer Leiter der Aktion „Glanzlichter“ und gründete mehrere Künstlergruppen, wie die nordrhein-westfälische Gruppe GRUND und die Bremer Künstlervereinigung Rosengarten. Er war an über 470 Ausstellungen beteiligt. Seit 2000 engagiert er sich beim Bundesverband Bildender Künstler BBK, seit 2005 ist er Mitglied im nordrhein-westfälischen Landesvorstand.

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Schauspielhaus Dortmund: The Return of “Das Goldene Zeitalter” – Wiedersehen macht Freude

The Return of DAS GOLDENE ZEITALTER, Caroline Hanke

Am Freitag feierte “The Return of ‘Das Goldene Zeitalter’ – 100 neue Wege dem Schicksal das Sorgerecht zu entziehe’” am Schauspielhaus Dortmund Premiere. Der Abend war ein ebenso fröhliches Theaterspektakel, wie die Originalversion. Die war so schön, das eine Wiederholung ein Gewinn für die Spielzeit 2014/2015 ist. Und eigentlich auch ein Muss – ist doch das Grundmotiv des Stückes, das von Alexander Kerlin und Kay Voges inszeniert wurde, die Wiederholung.

Das Publikum freute sich offensichtlich, lachte viel und verliess kaum den Theatersaal, obwohl man sich bei der Vorstellung des Goldenen Zeitalters mit Getränken versorgen kann. Doch wer springt schon mitten in der Fahrt aus einer Achterbahn? Die Zuschauer schienen weder erholungsbedürftig, noch mochten sie beim Sekt- oder Bierholen irgendetwas vom Stück verpassen. Zum Beispiel den Erklär-Bär, der wie Balou über die Bühne trottet, bevor er sich als wahrer Massaker-Bär entpuppt – und glücklicherweise (bevor er wieder zum erneuten Leben erwacht) in den Theatergraben fällt. Aber es gibt auch jede Menge anderer Wiedersehen mit “Vertrauten”. Zum Beispiel mit der sehr lieb gewonnen, nimmersatten Raupe, die auf die Hilfe ihres Regisseurs, wahlweise des Publikums hofft und wacker gegen Widrigkeiten des Treppensteigens ankämpft.

Nicht nur die Raupe, auch die zauberhaften Blumen, die direkt Alice’s Wunderland entsprungen sein könnten, zeigen echte kostümbildnerische Kunst. Pia Maria Mackert hat eine wundervolle Welt der Phantasiewesen geschaffen. Zu ihnen gehören neben einem schwarzen Engel und einer Qualle im Tütü auch die beiden Verliebten Adam und Eva, die einfach nur zum kn(a)utschen sind. Bei Adam hilft zwar zum Schluss beim Flirten nur noch mädchenhaftes Rabiatsein – aber Ende gut, Apfel gut.

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Ruhrtriennale: Seid Umschlungen! Von Wagners Rheingold über Proust bis Techno

Programmvorstellung der Ruhrtriennale, Foto: Stephan Glagla | pottMEDIA

Johan Simons, künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale, stellte Anfang dieser Woche gemeinsam mit seinen Dramaturgen das Programm 2015 vor. Von Mitte August an wird das Festival mit Musiktheater, Schauspiel, Musik, Tanz und Installation nicht nur ein umfassendes Spektrum der Künste zeigen, sondern auch ein „Festival der Meinungen und der Verschiedenheiten“ sein. Viele wird freuen, dass dieses Jahr dem Schauspiel wieder Raum gegeben wird. Unter dem Leitmotiv „Seid Umschlungen“ werden drei Weltpremieren zu sehen sein. Von den etwa 140 Veranstaltungen werden über 30 Eigen- und Koproduktionen aufgeführt, darunter zahlreiche Neuproduktionen. Besonders auftrumpfen kann das Festival mit außergewöhnlichen Spielstätten, zu denen die alte Zeche Lohberg, der Duisburger Eisenbahnhafen und die Jahrhunderthalle in Bochum zählen. 2015 wird es zudem einen neuen Schwerpunkt auf ein innovatives Musikprogramm „Remix“ geben: Pop und elektronische Musik sollen auch jüngeres Publikum zur Ruhrtriennale locken.

Für Intendant Johan Simons sind die Spielorte an den alten Industriestandorten des Ruhrgebietes nicht nur ein schönes Ambiente, für ihn sind sie zentraler Bestandteil der Ruhrtriennale. Das Programm der diesjährigen Ruhrtriennale ist überraschend vielfältig und bietet neben Oratorien, Schauspiel und modernen Tanztheater, auch Musik- und Tanzabende mit Legenden der Elektro- und Popszene, wie The Notwist und Mouse on Mars. Eine Hommage an den legendären „Godfather“ of Minimal Music, Terry Riley, wird unter anderem von Ex-Battles Frontmann Tyondai Braxton gestaltet. Arne Deforce und Mika Vainio bieten finnische Experimental-Elektromusik, unbestrittener Höhepunkt wird jedoch gleich zu Beginn der Ruhrtriennale das Elektro-Fest „Ritournelle“ sein. Bis zum Morgengrauen werden DJ-Sets und Konzerte das gesamte Gelände der Jahrhunderthalle Bochum bespielen. Mittelpunkt bildet das Berliner Label City Slang. Zu Gast sind Künstler wie Caribou und Barnt. Der Essener Club Goethebunker produziert die Musikveranstaltung gemeinsam mit City Slang aus Berlin.

Mutige Experimente statt Komfortzone

Mutige Experimente, wie die Zusammenführung von Wagners „Das Rheingold“ mit Musik von Mika Vainio versprechen spannendes Musiktheater während der gesamten Spielzeit. Vainio ist einer der Künstler des finnischen Techno-Duos Pan Sonic. Neben U wie Unterhaltung wird es auch ernsthafte Themen geben. Simons machte deutlich, dass „Seid umschlungen“ doppeldeutig und doppelbödig ist.

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