Schlagwort-Archiv: Hacking Team

Hacking Team – Die deutschen Spähhelfer

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Nach der Spähattacke auf „Hacking Team“ ist nun bekannt: Deutsche Firmen waren an Deals mit der Softwarefirma beteiligt. 

Es war ein spektakulärer Vorgang: Anfang Juli hackten Unbekannte ausgerechnet einen der größten Spezialisten für Cyberangriffe: das italienische Hacking Team, Anbieter von Überwachungssoftware. 400 Gigabyte interner Daten landeten im Internet – E-Mails, Rechnungen, Verträge. Die Firma war blamiert. Mit dem Material zeigt sich nun: Auch deutsche Firmen waren an Deals mit der Software des Hacking Teams beteiligt. Das ist heikel: Denn die Italiener entwickelten die Spionagesoftware „Remote Control System“ (RCS). Die bietet alle Möglichkeiten des Ausspionierens von Smartphones und Computern. SMS, Mails, WhatsApp-Nachrichten, Skype-Telefonate: Alle Daten, die auf den Geräten anfallen, sammelt der Trojaner ein. Die Italiener beliefern damit Geheimdienste und Polizeibehörden. Die Software gilt aber auch als Cyberwaffe und unterliegt dem UN-Waffenembargo.

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Folterern zu Diensten? Die Spionagefirma „Hacking Team“ wurde gehackt

Daten, Foto: Copyright Fotolia (foto don)

Daten, Foto: Copyright Fotolia (foto don)

Der Spionagesoftware-Hersteller „Hacking Team“, mit Sitz in Mailand, wurde offenbar am Sonntag selber Opfer von unbekannten Hackern, berichtet das Onlinemagazin CSO heute morgen. Nach Meinung der Reporter ohne Grenzen gehören die IT-Experten zu den „Feinden des Internets“. Die Menschenrechtsorganisation, die sich für verfolgte Journalisten in aller Welt einsetzt, kritisierte wiederholt, das die Software, mit der die Verschlüsselung vom Mails, Daten und Internet-Telefonie-Protokollen entschlüsselt werden kann. Das kann für kritische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten in Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Sudan sehr gefährlich sein. Der Schutz der Kommunikation ist für Regimekritiker elementar und überlebenswichtig. Bisher bestritt das Hacking Team stets seine Überwachungstools, wie den Staatstrojaner Remote Control System, an Länder zu verkaufen, in denen es zu Menschenrechtsverletzungen, Folterungen oder Verfolgung von Kritikern kommt. Die veröffentlichten Dokumente belegen das Gegenteil.

Über 400 Gigabyte Daten sollen am Sonntag in die Hände der Hacker gekommen sein – darunter Quellcodes, Passwörter und Teile der Emailkommunikation, wie auch Rechnungen von Hacking Team-Kunden, berichtet CSO online. Selber Opfer einer Hacking-Attacke zu sein, ist für eine Sicherheits- und Spionagesoftwarefirma die größtmögliche Blamage. Das berüchtigte „Hacking Team“ kann also mit viel öffentlicher Häme rechnen.

Bei den Dokumenten finden sich Hinweise, das die italienischen IT-Fachleute mit Regimen zusammengearbeitet haben, die alles andere als demokratisch sind und gegen Kritiker hart vorgehen. Zu den Kunden zählen laut der geleakten Unterlagen Südkorea, Kasachstan, Libanon und Saudi-Arabien.

Zu dem arabischen Öl-Staat schreibt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International „Andersdenkende wurden rücksichtslos unterdrückt. Regierungskritiker und politische Aktivisten befanden sich ohne Anklageerhebung in Haft oder wurden nach äußerst unfairen Gerichtsverfahren verurteilt.“ Die Anzahl der vollstreckten Todesurteile in dem Land steigt seit Jahren. Auch das Amputieren von Gliedmaßen gehört zum Repertoire der Strafmaßnahmen. Dass die Hacking Team Überwachungssoftware nicht nur gegen IS, sondern auch gegen die politischen Aktivisten im Land eingesetzt werden – damit muss man fest rechen.

Und auch der Sudan gehört offenbar zu den Kunden der Italiener. Amnesty schreib über das afrikanische Land in seinem Report 2015: „Die Behörden verschärften die Einschränkung der Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungsfreiheit und friedliche Versammlung im ganzen Land, wobei offenkundig konzertierte Anstrengungen unternommen wurden, um jedweden unabhängigen Dialog zu unterbinden.“

Keine Berührungsängste mit Folterern

Berührungsängste mit undemokratischen Regimen kennt das Hacking Team offenbar nicht. In einer veröffentlichten Email von 2012 bedankt sich laut Bericht ein äthiopischer Politiker artig beim Hacking Team, dass man mit Hilfe ihrer Software ein „hochrangiges Ziel“ gefangen nehmen konnte.

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Hacking Team: Hatte die Spionagefirma Verbindung zur NSA?

RemoteControlSystem-GalileoImmer mehr gehackte Dokumente der Spionagefirma Hacking Team kommen in Umlauf. Die Website hackingteam.it wurde inzwischen abgeschaltet und ist – zumindest vorübergehend – offline. Wir haben uns dafür interessiert, wo die italienischen Ausspäh-Spezialisten, neben ihrem Hauptsitz in Mailand, arbeiten. Sie haben einen Firmensitz in den USA. Das Hacking Team hat dort interessante Nachbarn, mit denen sie Tür an Tür zusammenarbeiten.

Das Bürogebäude in Annapolis, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Maryland, wirkt mit seiner postmodernen Glas-Sandstein-Fassade eher bescheiden als protzig. Nicht unbedingt vermutet man hier die Heimstatt eines global players, der weltweit seine Spysoftware vertreibt. Doch hat das Hacking Team hier laut Impressum seine US-Dependance, was weniger spannend ist, als die interessante Nachbarschaft. Im selben Gebäude ist die Firma Assevero untergebracht, die im Bereich Cyber-Sicherheit tätig. Stolz verkündet man unter „About us“, das man für das US Department of Defense arbeitet. Zum amerikanisch Verteidigungsministerium gehören auch die Abhörexperten der NSA.

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Spionagesoftware: Hacking Team meets Team BKA

Selbstverständnis des Hacking Team, Quelle: Präsentation des Hacking Team

Der Spionage-Softwarehersteller HACKING TEAM behauptete letzte Woche in einer Pressemitteilung, dass man ausschließlich Geschäfte mit Regierungen oder Regierungsbehörden gemacht habe. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Die italienischen IT-Experten verkauften ihre Software an zahlreiche private „Sicherheitsfirmen“, die über den ganzen Globus verteilt sind. Ein den Ruhrbaronen vorliegendes, firmeninternes Papier gibt Anweisungen dazu, wie der Ablauf zwischen Hacking Team, Zwischenhändler und Endkunden abzulaufen hat. Auch eine Firma im beschaulichen Münchener Vorort Neufahrn gehört zu den Kunden des Hacking Teams. Das BKA sprach mehrfach mit der bayrischen Firma – das Bundesministerium des Inneren wusste offenbar davon.

Das Hacking Team hat offensichtlich mit Zwischenhändlern gearbeitet, um seine Spyware an den Mann zu bringen. Es stellte über drei Jahre hinweg Rechnungen an die INTECH Solutions GmbH. Den Ankauf der Spyware Remote Control System (Erweiterung Falcon und Condor) berechneten sie mit insgesamt über 310.000 Euro. Der rege Geschäftsverkehr bis 2014 war unter anderem für einen Endkunden (cliente finale) eingefädelt worden – die State Security Luxemburg,

Doch nicht nur die Luxemburgischen Sicherheitsbehörden interessierten sich für die Spyware des Zwischenhändlers, die als Trojaner Passwörter knackt und PCs fernsteuern kann, Mikrofone und Kameras an Laptops bei Bedarf aus der Ferne einschaltet und umfänglich Smartphones, E-Mails, Skype, SMSs und What Apps abhören kann.

Auch deutsche Behörden waren, wie die Ruhrbarone berichteten, interessiert. Das Bundesinnenministerium bestätigte heute, das Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes im Rahmen einer „Marktsichtung“ im März 2011 und Januar 2012 Gespräche mit Mitarbeitern von Hacking Team geführt haben.

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