Jugendstil-Ausstellung: Im Rausch der Schönheit

Jugenstil

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zeigt vom 9. Dezember 2018 bis zum 23. Juni 2019 die Ausstellung „Rausch der Schönheit. Die Kunst des Jugendstils“. In sechs Kapiteln erzählen die Kuratorinnen Dr. Gisela Framke und Gabrielle Koller die Geschichte der Jugendstil-Bewegung. Fast 1000 Exponate haben die beiden zusammengetragen. Internationale Exponate gehören ebenso dazu, wie Einzelstücke aus dem eigenen Museumsdepot. Zu sehen sind Möbel, Vasen, Skulpturen und Bestecke. Zu der umfassenden Auswahl gehört auch Originelles, wie der Schreibtisch mit integrierten Sitz des bekannten Architekten Frank Lloyd Wright. So wird der inhaltliche Bogen von Dortmund bis in die Welt gespannt.

Zahlreiche Leihgaben ergänzen den Museumsbestand, wie eine Auswahl handbemalter Gläser aus der Privatsammlung der Hamburgerin Dörte Schröder. Die Ausstellung zeigt Einzelstücke, die bisher noch nie gezeigt worden sind. Dazu gehören neben Farb-Schablonen für japanische Kimonos auch noch nie gezeigte Einzelstücke, wie Teppiche, Porzellanfiguren, Fliesen und Bücher. Ein besonderes Highlight ist das so genannte „Riemschneider-Zimmer“, das in den Dresdner Werkstätten hergestellt wurde. Die Polster wurden für die Ausstellung nach alten Vorlagen neu produziert.

Der Gründungsdirektor des Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Albert Baum, setzte den Grundstein der umfassenden Dortmunder Sammlung durch den Ankauf bekannter Exponaten der Weltausstellung, die 1900 in Paris gezeigt wurde. So beginnt die Ausstellung mit einer Hommage an das Paris des 19. Jahrhunderts. Die Ausstellungsarchitektur der Agentur Hassinger & Hassinger &Spiler führt die Besucherinnen und Besucher erst in ein Pariser Entrée und dann durch sechs Themen-Räume durch die Geschichte und die unterschiedlichen Werkgruppen des Jugendstil. Auf schwebenden Podesten, Säulen und für die Ausstellung entworfene Glasvitrinen wird jedes Exponat individuell in den Mittelpunkt gerückt. Die Stücke sollen in ihrem kunsthistorischen Kontext nachvollziehbar werden, aber auch ihre eigene Opulenz und visuelle Kraft entfalten können, so die Ausstellungsdesigner.

„Uns war jedoch neben der hohen ästhetischen Qualität der Werke wichtig, den Jugendstil nicht nur als Kunstbewegung, sondern auch als Reformbewegung darzustellen“, sagt Museumsleiter Dr. Stöcker. „Denn für die Industrieregion Ruhrgebiet und die schnell wachsende Stadt Dortmund war das neue Jahrhundert von starken Veränderungen geprägt. Bei städtebaulichen Projekten zeigt sich der Einfluß des Jugendstil ebenso, wie bei architektonischen Glanzstücken, wie das Portal der Dortmunder Zeche Zollern II/IV“.

Ein umfassendes Programm mit virtuellen Führungen und Exkursionen in den Stadtraum begleitet die Ausstellung. So können die Ausstellungsgäste die Spuren der Zeit entdecken und die Verbindung von Kunst, Handwerk, Industrie und Wirtschaft vor Ort erleben.

Projektleiterin Dr. Framke freut sich besonders, die Ausstellung zum 135. Geburtstag des Museums präsentieren zu können. Das Museum, das ursprünglich zu den neu gegründeten Kunstgewerbemuseen gehörte, ist selbst Teil der Umwälzungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Wir haben viele noch nie gezeigte Schätze aus unserem Depot ans Licht gebracht! Wir freuen uns besonders, drei vollständige Zimmereinrichtungen im Jugendstil zeigen zu können. Diese Einrichtungsgegenstände waren nicht nur zum Gebrauch gedacht, sondern waren auch Ausdruck des Entwurfs einer neuen Gesellschaft.“

Die vielschichtige Sichtweise auf den Jugendstil als Kunst- und Gesellschaftsbewegung aufzuzeigen, gelingt der Ausstellung nicht nur durch die beeindruckende Fülle an Exponaten, sondern auch durch die spannenden Kontexte, die das Ausstellungskonzept herausstellt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Bildnachweis: Wandrelief für ein Esszimmer, Franz von Stuck, um 1900 © Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Jürgen Spiler