»Seid umschlungen!« Ruhrtriennale-Intendant Johan Simons über Demokratie, Kunst und Theater

Johan_Simons_Portraet_rgbJohan Simons, neuer Intendant der Ruhrtriennale, stellte das Programm des Festivals der Künste 2015 vor. Höchste Zeit, sich mit dem niederländischen Regisseur über Theater, Politik und das Ruhrgebiet zu unterhalten. Simons wurde letztes Jahr mit einem der wichtigsten künstlerischen Auszeichnungen der Niederlande, dem „Kulturfonds Preis“ ausgezeichnet. Er blickt auf eine erfolgreiche Zeit an den Münchner Kammerspielen zurück, wo er im Dezember „Offener Prozess – Vier Tage zum NSU-Komplex“ zeigte. Simons ist nicht nur ein großer Theatermacher, sondern zeigt, dass Kunst nicht ohne gesellschaftlichen Zusammenhang möglich ist und aktuelle Ereignisse verhandelt. Das Interview führte Ulrike Märkel

Sie haben seit vielen Jahren einen guten Draht zum Ruhrgebiet. Und auch die Ruhrtriennale ist Ihnen von vergangenen Inszenierungen bekannt.

Johan Simons: Das stimmt, ich habe hier schon viel gemacht. Und ich wurde schon einmal gefragt, ob ich nicht die Intendanz übernehmen möchte, aber damals habe ich mich für München entschieden. Nachdem ich ein Theater in Gent geleitet hatte, wollte ich an einem anderen bedeutenden Stadttheater mit einem großen Ensemble arbeiten. Jetzt ist der Zeitpunkt für einen Wechsel richtig, zumal ich auch näher bei meiner Familie leben möchte. Da kam das Angebot der Ruhrtriennale, die Intendanz zu übernehmen, genau im richtigen Moment.

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Das Hacking Team und die deutschen Spähhelfer

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Nach der Spähattacke auf das Hacking Team ist nun bekannt: Deutsche Firmen waren an Deals mit der Softwarefirma beteiligt. Unbekannte hackten ausgerechnet einen der größten Spezialisten für Cyberangriffe – einen italienischen Anbieter von Überwachungssoftware. 400 Gigabyte interner Daten landeten im Internet: Mails, Rechnungen, Verträge. Die Firma war blamiert. Bei der Durchsicht des geleakten Materials zeigte sich: Auch deutsche Firmen waren an Deals mit der Software des Hacking Teams beteiligt. Das ist heikel, denn die Italiener entwickelten die Spionagesoftware Remote Control System“(RCS). Diese bietet alle Möglichkeiten des Ausspionierens von Smartphones und Computern. SMS, Mails, WhatsApp-Nachrichten, Skype-Telefonate. Alle Daten, die auf den Geräten anfallen, sammelt der Trojaner ein. Die Italiener beliefern damit Geheimdienste und Polizeibehörden.

Die Software gilt aber auch als Cyberwaffe und unterliegt dem UN-Waffenembargo.Dem Hacking Team wird vorgeworfen, das RCS dennoch auch an Unterdrückerstaaten zu liefern. Mit deutscher Hilfe? Sie bestreiten illegale Deals. In den veröffentlichten Dokumenten ist dagegen die Rede von einer „persona tedesca“, einer „deutschen Person“, die Kontakte in den Irak anbot – obwohl das Land dem Waffenembargo unterliegt. Die Firma war begeistert, schrieb von einem „exzellenten Kunden“.

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NRW-Politiker standen im Visier des NSU

Fahndungsplakat des NSU

Der NSU-Untersuchungsausschuss in Nordrhein-Westfalen dümpelt seit seiner Einsetzung vor 8 Monaten vor sich hin. Neben Anhörungen von Sachverständigen ist bisher nicht viel passiert. Dabei müsste das Interesse der Abgeordneten an einer zügigen Aufklärung ein eigenes Anliegen sein, denn der Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) hatte auch zahlreiche nordrhein-westfälischen Politiker*innen und Abgeordnete im Visier. In Dortmund, Paderborn, Bielefeld und Hamm kundschaftete der NSU die Lage von Wahlkreis- und Parteibüros aus. In den Brandtrümmern der Wohnung und des Wohnmobils von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt fand man neben umfangreichem Kartenmaterial auch Adresslisten, die belegen, dass der Kreis möglicher NSU-Opfer groß war.

Die auf einem USB-Stick gespeicherten 90.000 Datensätzen enthielten insgesamt etwa 10.000 Adressen. Sie dienten laut Bundeskriminalamt dazu, „aus Tätersicht geeignete Tatopfer zu identifizieren“. In 23 NRW-Städten wurden mindestens 191 potentielle Ziele zur Tötung von Menschen von den NSU-Tätern und möglichen Helfer*innen ausgewählt. Einige anvisierte Tatorte wurden im Vorfeld abfotografiert. Fotos zeigen das Büroschild eines SPD-Unterbezirksbüros und das dazu gehörende Straßenschild „Landwehrstraße“. Weiterlesen

Jugendstil-Ausstellung: Im Rausch der Schönheit

Jugenstil

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zeigt vom 9. Dezember 2018 bis zum 23. Juni 2019 die Ausstellung „Rausch der Schönheit. Die Kunst des Jugendstils“. In sechs Kapiteln erzählen die Kuratorinnen Dr. Gisela Framke und Gabrielle Koller die Geschichte der Jugendstil-Bewegung. Fast 1000 Exponate haben die beiden zusammengetragen. Internationale Exponate gehören ebenso dazu, wie Einzelstücke aus dem eigenen Museumsdepot. Zu sehen sind Möbel, Vasen, Skulpturen und Bestecke. Zu der umfassenden Auswahl gehört auch Originelles, wie der Schreibtisch mit integrierten Sitz des bekannten Architekten Frank Lloyd Wright. So wird der inhaltliche Bogen von Dortmund bis in die Welt gespannt.

Zahlreiche Leihgaben ergänzen den Museumsbestand, wie eine Auswahl handbemalter Gläser aus der Privatsammlung der Hamburgerin Dörte Schröder. Die Ausstellung zeigt Einzelstücke, die bisher noch nie gezeigt worden sind. Dazu gehören neben Farb-Schablonen für japanische Kimonos auch noch nie gezeigte Einzelstücke, wie Teppiche, Porzellanfiguren, Fliesen und Bücher. Ein besonderes Highlight ist das so genannte „Riemschneider-Zimmer“, das in den Dresdner Werkstätten hergestellt wurde. Die Polster wurden für die Ausstellung nach alten Vorlagen neu produziert. Weiterlesen

„Die schwarze Flotte“ und was sie schon immer über Journalismus wissen wollten

DieSchwarzeFlotteWie entstehen spannende Reportagen, investigative Stories, aufwendige Recherchen? Diesen Fragen geht Intendant Kay Voges in dem Stück „Die schwarze Flotte“ nach. Auf großen Schiffen und Tankern werden Waffen, Drogen und Menschen weltweit transportiert. Ob Flüchtlinge aus Syrien, Drogen aus Marokko oder Waffen aus Russland – die Händler des Todes interessiert das nicht. Denn es geht um viel Geld. Dahinter steckt ein Netzwerk aus Kriminellen, Angehörigen der Mafia und möglicherweise auch einigen Regierungen.

Wer hinter dem Riesengeschäft steckt, wer die Schattenleute sind und wer das ganz große Geld mit diesem Handel macht, recherchierte CORRECT!V Die Rolle des Journalisten spielt Andreas Beck – als (Proto)typ der schreibende Zunft ist er überzeugend. Er schwitzt, verzweifelt, sinniert, rennt gehetzt hin und her, sammelt Fakten, scrollt durch ewig lange Datenlisten, verbindet kleine Eckpunkte miteinander, verknüpft Informationsbruchstücke und sucht nach Quellen, die verlässlich sind.

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AfD in NRW schliesst die Medien beim Parteitag aus

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Der Parteitag der NRW-AfD in Werl machte vor allem durch den Vorstandsbeschluss, die Presse auszuschliessen, von sich reden. Nach einer längeren parteiinternen Diskussion wurden die vor der Tür stehenden Medienvertreterinnen und -vertretern doch noch hineingelassen. Mit der nun anwesenden Presse tat man sich dennoch schwer. Die Journalistinnen und Journalisten wurden von einigen aufgefordert zu gehen, ein akkreditierter Blogger des Saals verwiesen, ein junger YouTuber hinausgeschmissen. Die Parteispitze mit Frauke Petry und Markus Pretzell gab sich moderat, die Mitglieder waren in ihren Äußerungen schon deutlicher.

Das Thema mit Sprengkraft, die aktuelle Asylpolitik, wurde auf den hinteren Teil der Tagesordnung gesetzt. Mehr als 300 Gegendemonstranten des parteiübergreifenden „Bündnis gegen Rassismus“ demonstrierten friedlich hinter den weiträumigen Absperrungen – in der Stadthalle nahm man von den Protesten nichts wahr. Der Parteitag startet mit der Verarbeitung der heftigen Kritik am Ausschluss der Presse. Einer begründete die Entscheidung damit, dass einem die Medien „in der Vergangenheit übel mitgespielt hätten“. Zwei Pressekonferenzen, statt Teilnahme am Parteitag – das sei die richtige Lösung! Dies hatte der Deutsche Journalisten-Verband jedoch als „Nanny-Journalismus“ im Vorfeld abgelehnt. Die AFD-Spitze lenkte ein, der Parteitag solle darüber abstimmen.

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Heisenberg und die Liebe – Premiere mit Burghart Klaußner im Schauspielhaus Düsseldorf

HeisenbergEin Mann und eine Frau treffen aufeinander. Sie ist jung, extrovertiert und impulsiv. Er ist alt, knurrzig und in sich zurückgezogen. Unterschiedlicher können zwei Menschen nicht sein. Sie verlieben sich – Happy End. Was wie die Anleitung für eine gelungene Screwball Komödie klingt, wird in der Inszenierung von Lore Stefanek am Düsseldorfer Schauspielhaus zu einem Theaterstück, das Humor mit emotionaler Tiefe verbindet. Das gelingt vor allem auch deswegen, weil das Stück von Simon Stephens auf der naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Unschärferelation von Heisenberg beruht.

Romantisch ist die erste Begegnung von Alex Priest (Burghart Klaußner) und der Kellnerin Georgie (Caroline Peters) wahrlich nicht. Sie begegnen sich auf einem Londoner Bahnhof – einem Ort, wo sich Menschen voneinander verabschieden oder sich nach langer Zeit glücklich in die Arme fallen. Georgie wartet auf ihren verstorbenen Ehemann, Alex auf niemanden. In seinem billigen Polyacryl-Anzug, mit einer weissen Plastiktüte in der Hand, ist er einfach da. Keine Vorlage für einen Helden. Georgie küsst ihn unvermittelt in den Nacken und schämt sich für den impulsiven Überfall auf einen fremden Mann.

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Macht Kunst Politik! – Kultur schaffen in Rotstiftzeiten

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Macht, Kunst und Politik prallen beim Impulse Theater Festival im Rathaus von Düsseldorf aufeinander. In dem temporeichen Veranstaltungsformat, mit dem das Festival der freien Szene eine brisante Diskussion eröffnet, werden Kulturpolitiker aller Parteien auf besondere Weise herausgefordert. Statt langer Reden sollen sie ein knappes Jahr vor den NRW Landtagswahlen in 7-Minuten-Statements ihre kulturpolitischen Ziele formulieren. Ihnen gegenüber sitzen diejenigen, die Kultur schaffen und Kunst auf professionellem Niveau betreiben. Dass Kultur ohne die Förderung der öffentlichen Hand kaum möglich ist, ist an diesem Abend keine besonders neue Erkenntnis. Kulturpolitik wird an diesem Samstag Abend nicht neu verhandelt. Am Ende geht es vor allem um eines – Geld.

Dennoch gelingt der israelischen Künstlergruppe Public Movement ein Veranstaltungsformat zu installieren, das eine innovative Dialogplattform zwischen Politik und Kultur schafft. Das ist weit mehr, als man von den üblichen Podiumsdiskussionen erwarten kann und könnte so manche Landtagsdebatte erfrischen.

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AfD-Promis und Rechtsradikale gemeinsam vor der Kamera

AfD GaulandDie AfD ist beleidigt und eilte am Wahlsonntag, statt zur „Lügenpresse“, lieber mit sechs Mann in das „Wahlstudio“ des Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker Jürgen Elsässer. Der Querfrontstratege hetzt seit Monaten in seinem Magazin COMPACT gegen Flüchtlinge mit Panik-Slogans wie „Asyl. Das Chaos – so kommt der Bürgerkrieg“ und „Asylflut – die Invasion der Siedler“. Unter den Studiogästen waren auch prominente Vertreter der AfD, wie der Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, und der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke.

Verwunderlich ist das große Interesse der AfD am Wahlsonntag im YouTubeChanel von Compact aufzutreten, nicht. Elsässer trommelte vor den Wahlen unverhohlen für die Rechtspopulisten. Am Wahlsonntag machte sich die Alternative für Deutschland nicht nur mit Elsässer gemein, sondern ihre Spitzenvertreter traten gemeinsam mit Leitfiguren aus dem rechtsextremen Spektrum in dem privaten TV-Kanal auf. Die AfD fühlte sich vor den Wahlen als Opfer der Medien schlecht behandelt. Ungeachtet ihrer Dauerpräsenz in allen großen Talkformaten von Maybrit Illner bis Anne Will, fühlte sie sich ignoriert und/oder falsch verstanden. Elsässer triumphierte und nahm am Wahlsonntag die Medienopfer auf.

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Hartware MedienKunstVerein: Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands

HMKV_VigilantenMit der Eröffnung der Ausstellung “Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands“ gelang dem Hartware MedienKunstVerein (HMKV) eine Punktlandung. Aktueller kann ein Kuratorenthema kaum sein, ist doch die Enthüllung der Panama Papers nur wenige Tage alt und das Thema Whistleblowing wieder mit voller Kraft unweigerlich in das gesellschaftliche Bewusstsein gelangt. Die Ausstellung umspannt ein breites und kontroverses Feld zum Widerstand gegen staatliche Überwachung. Die Enthüllungs-Ikone Edward Snowden, die Anonymous-Bewegung und WikiLeaks findet man ebenso wie den norwegischen Massenmörder Breivik oder den Terroristen Unabomber.

Cyberpunk, Kryptoanarchismus, Spätkapitalismuskritik, viraler Hass, virtuelle Spionage, Whistleblowing, Internetaktivismus – der digitale Widerstand ist global, umfassend, konträr und streitbar.Die Kontextualisierung der sehr unterschiedlichen Konzepte zum Thema Freiheit und Recht auf Information sind erst einmal irritierend, denn die Ausstellung stellt die Auffassungen über Recht und Unrecht unkommentiert nebeneinander. Anhand der räumlichen Anordnung im Ausstellungsraum lassen sich die Unterschiede der Motive der handelnden „Figuren des Widerstandes“ erst nach und nach verorten.

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++ next level ++ festival for games ++

Next_Level_Festival4Auf dem next level 2016 – festival for games im NRW Forum in Düsseldorf konnte man an diesem Wochenende seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Auf zwei Etagen wurden an 3D-Druckern kleine Dinosaurier gebaut, beim Matchmaking Profis und Amateure aufeinander losgelassen, man konnte den Spuren von Stanisław Lem folgen und Menschen vor einem gefährlichen intelligenten Ozean retten (oder auch nicht) und im freien Fall echte virtuelle 3D-Welten entdecken. Die Besucher waren nicht nicht in der Mehrheit Nerds mit tiefen Ringen unter den Augen und stay inside Haut.

Im Gegenteil, das Publikum war bunt gemischt, gut durchgegendert und altersmäßig zwischen 3 und 63 Jahren. Eines verband alle – Spaß am Spiel. Dass die heterogene Gruppe gut miteinander gut auskam und das Festival sehr kommunikativ war, lag zum einen an der freundlich-lässigen Ignoranz der Twentysomething gegenüber den Menschen, die eine 196 im Geburtsjahr haben, und zum anderen an dem Programm, das von den Organisatoren so hervorragend zusammengestellt war, dass Spaß und Spannung für alle sicher war.

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Kein Held nirgends – „Gilgamesh“ am Schauspielhaus Düsseldorf

GligameschNicht auf einer Bühne, sondern in einer sandgefüllten Manege am Interims-Spielort auf dem Corneliusplatz an der Düsseldorfer Kö inszeniert der zum Spielzeitbeginn von Bochum nach Düsseldorf gewechselte Regisseur Roger Vontobel das alte Epos Gilgamesh. Die älteste überlieferte Sage der Welt wurde vor 5000 Jahren auf Tontafeln in Keilschrift niedergeschrieben. Kann das auf der Bühne des 21. Jahrhundert funktionieren? Der unbarmherzige König meint es nicht gut mit seinem Volk, das zwischen Euphrat und Tigris lebt. Dort wo in unserer Zeit moderne Diktatoren wie Assad herrschen und der IS seine Herrschaftsgebiete immer weiter ausdehnt, ist das Reich von Gilgamesh mit der Hauptstadt Uruk.

Die Stadt ist mit einer gigantischen Mauer umschlossen und die Bauwerke sind Ausdruck der königlichen Macht. Der König möchte ruhmvoll in die Geschichte eingehen. „Seine Herrschsucht macht ihn zu Tyrann!“ sagt seine Mutter. Die Untertanen des Herrschers Gilgamesh bewegen sich im harten Rhythmus der Hip Hop-Beats, winden sich, springen hoch, werfen die Arme nach oben. Frauen dienen der Lust, die Huren sollen ihre Scham öffnen. Ungezähmt sind sie, wild paaren sie sich, kämpfen, schlagen Saltos und kriechen dann auf allen Vieren über den Sandboden, ringen miteinander – schlammverschmiert, wühlen eine Grube in den Sand.

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Salafisten im Schulterschluss mit Islamhassern und antisemitischen Verschwörungstheoretikern

Martin Lejeune auf Syrien-Tour mit Ansaar International, foto: Screenshot

Der vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen als extremistisch- salafistische Organisation beobachtete Verein Ansaar International e.V. mit Stammsitz in Düsseldorf baut seine weltweiten Aktivitäten weiter aus. In Syrien baut Ansaar ein Witwen- und Waisenhaus und ein Krankenhaus und organisiert Hilfs-Konvois aus Deutschland in die syrische Kriegsregion. Neu ist das Streben des Vereins nach einer Querfront – der Verbindung unterschiedlicher Organisationen mit einem vermeintlich gleichen Ziel. Aktuelles Beispiel: Ansaar-Chef und Ex-Hip Hop Sänger Joel Kayser versucht den Schulterschluss zwischen Islamisten, Islamfeinden und antisemitischen Verschwörungstheoretikern.

Er traf sich mit einem Vertreter der Mahnwache München, dem Islamhetzer Curd Schumacher und holte sich den Journalisten und Hamas-Versteher Martin Lejeune als Reisereporter mit ins Boot. Martin Lejeune begleitete als Reporter einen Hilfskonvoi für Syrien bis an die türkisch-syrische Grenze. Nachdem der Transport in Aleppo eingetroffen ist, postet Lejeune begeistert: „Für mich sind diese Menschen Helden der Menschlichkeit“.  Obwohl der Verein mit bekannten Salafistenpredigern eng zusammenarbeitet und gute Kontakte zum Islamisten-Promi Pierre Vogel pflegt, hat sich Lejeune den Hilfsverein nach seinen Worten bewusst ausgesucht. Viele Probleme in der Welt würden durch „informelle Reiche“ verursacht, so Lejeune.

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62. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

62. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen; Foto: Ulrike Märkel

Die traditionsreichen Kurzfilmtage Oberhausen zeigen dieses Jahr ein Programm der Superlative: Mehr als 550 Filme aus 55 Ländern sind zu sehen. Vier Jurys wählten ein facettenreiches Programm aus. Über 1.200 akkreditierte Fachbesucher verbrachten das Wochenende an drei Spielorten in Oberhausen – trotz des strahlenden Sommerwetters waren die Kinosäle voll. Im internationalen und deutschen Wettbewerb waren zahlreiche innovative und experimentelle Formate zu sehen. Auf in die Zukunft oder nach uns die Sintflut?

Das Thema Veränderung und Fortschritt wurde in vielen Filmen, wie bei Novi Jusni Zagreb über die städtebaulichen Entwicklungen in Zagreb oder der türkischen Kurzfilm Cosmorama von Eren Aksu, kritisch beleuchtet. Die Grand Dame der Filmfestivals zeigte, dass sie noch lange nicht aufs Altenteil gehört. Auch die 62. Ausgabe der Kurzfilmtage Oberhausen wurde ihrem Ruf gerecht, ein wichtiger Szene-Treffpunkt und Fest der Film-Avantgarde zu sein.

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Die AfD und die Identitäre Bewegung: Das Problem mit der Abgrenzung

Identitäre Bewegung am Brandenburger Tor, Foto: Screenshot

Die AfD weiß mal wieder nicht was sie will. Alexander Gauland forderte die Aufnahme von Rechtsextremen der „Identitäten Bewegung“ in die Partei – ungeachtet der Tatsache, dass die „Bewegung“ in mehreren Bundesländer vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Hü oder hott, Rechtsextremisten meiden oder mit ihnen kooperieren? Marcus Pretzell, AfD-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, EU-Parlamentarier und Lebensgefährte von Frauke Petry hat sich für ein windelweiche HüHott entschieden. Abgrenzen will sich die AfD nicht aus politischen, sondern aus rein formalen und strategisch-taktischen Überlegungen.

Es gäbe zu einer möglichen Zusammenarbeit zwar eindeutige Beschlüsse des Bundesvorstandes, schreibt Pretzell auf seiner Facebook-Seite, die Debatte zu einer Zusammenarbeit sei aber „trotz allem legitim.“ eine Sympathie für die „kleine Zahl von meist jungen Menschen, die durch dramatisch inszenierte Aktionen auf sich und ihr Anliegen aufmerksam machen“ kann Pretzell in seiner Stellungnahme zum Verhältnis der AfD zur Identitären Bewegung (IDB) kaum verbergen. „Medial inszeniert werden politische und gesellschaftliche Anliegen einer breiten Bevölkerungsmasse bewusst und so häufig erst einer Debatte zugänglich gemacht.“

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